Engagement auf die Agenda
Von nichts kommt nichts – und offensichtlich brauchte es in Deutschland den Schubs von außen, der einen Scheinwerfer auf bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt richtete. Nachdem die Vereinten Nationen 1985 den 5. Dezember als „Internationalen Tag des Ehrenamts“ gesetzt hatten, riefen sie Ende der 1990er Jahre das „International Year of Volunteers“ im Jahr 2001 aus. In diesem zeitlichen Zusammenhang wurde es gründlich in Deutschland. Zur Vorbereitung des „Internationalen Jahres der Freiwilligen - Freiwilliges Engagement, Selbsthilfe, Ehrenamt“, so die deutsche Bezeichnung, wurden mit dem Freiwilligensurvey erstmals 1999 erhoben, wer sich wie und warum freiwillig engagiert.
Die Ergebnisse der Befragungen sind in mehrfacher Hinsicht beeindruckend:
- Sie machen das heterogene Feld der Tätigkeiten sichtbar, das von der Übungsleitung im Sport über die verschiedenen Vereinsfunktionen bis zum Schöffendienst reicht.
- Sie geben Hinweise auf die Dimension freiwillig und unentgeltlich erbrachter Leistungen im öffentlichen Raum zwischen (oder jenseits von) Familie, Wirtschaft und Staat, woran sich rund 40 % der Bevölkerung ab 14 Jahren beteiligt.
- Sie zeigen Veränderungen im Zeitablauf, wie etwa ein allgemein ansteigendes Engagement, thematische Veränderungen wie die Bedeutung von Umwelt-, Natur- und Tierschutzaktivitäten in den letzten Jahren und auch Verschiebungen im geringeren Zeiteinsatz und in der Organisationsform.
- Sie belegen, trotz einiger Angleichungen, dass es nach wie vor prägnante geschlechtsspezifische Unterschiede gibt: Frauen engagieren sich deutlich häufiger im sozialen Bereich, Männer dagegen im Sport und bei der (freiwilligen) Feuerwehr.
Der Bundestag hob das Thema bürgerschaftliches Engagement 2009 auf die politische Ebene. Seither wird in jeder Wahlperiode ein Engagementbericht vorgelegt, zu dem die jeweilige Bundesregierung Stellung nimmt (zuletzt 2024). Mit diesem Fokus wurden bereits zahlreiche Hemmschuhe für Engagement identifiziert und Fördermaßnahmen entwickelt – und es bleibt noch einiges zu tun, etwa bei bürokratischen Auflagen oder beim Vereins-, Sozialversicherungs- und Haftungsrecht. Gleichzeitig gilt es, Engagement als Ausdrucksform und Teilhabe der Zivilgesellschaft zu fördern und diese nicht allgemein aus der Perspektive der „Nützlichkeit“ zu sehen. Das käme einer Bildung von Rangfolgen des Engagements gleich, an deren Spitze in vielen Kommunen vermutlich immer die Freiwillige Feuerwehr stünde.
Doch Engagement ist nicht Pflicht und auch nicht on-top – es ist Teil der DNA einer demokratischen, freien und verantwortungsbewussten Gesellschaft vieler Menschen. Es gibt so viel mehr „von Wert“ vor Ort in den Städten und Gemeinden! (IG)
