Lokale Identität – Sag mir, wo Du wohnst …

Das Wohnumfeld beeinflusst das Wohlbefinden. Das ist keine besonders originelle Aussage. Jeder kann Störungen und Bestätigungen seines Wohlgefühls aus seinem Lebensumfeld angeben - und kommt in der Summe auf eine Gesamtbewertung: Daumen hoch oder Daumen runter. Das kann sich auf der einen Seite täglich ändern, und zahlt auf der anderen Seite täglich auf ein Konto ein, was man Place Identity nennen kann. Place kann sich auf verschiedene Raumebenen beziehen: auf den Wohnort, das Dorf, die Stadt, die Region, das Land. Auch Heimat ist Place, wobei der Begriff schwieriger ist: Emotional belegt, räumlich kaum eindeutig abgrenzbar, politischer Vereinnahmung und ideologischer Zuschreibung gegenüber offen und seit seiner „Entdeckung“ in der Romantik sich wandelnd.

Im kleinen Maßstab bezieht sich die Place Identity auf das direkte Lebensumfeld, den alltäglichen Aktivitätenraum. Das kann ein Quartier sein, ein Dorf oder eine ganze Gemeinde. Die lokale Identität fasst zusammen, was diesen Ort an sich und aus der Perspektive der Einwohner und jedes Einzelnen so besonders macht. Es sind also drei Quellen, aus denen sich lokale Identität speist: landschaftliche Einbettung und bauliche Gegebenheiten, Zusammenleben und Nachbarschaft und der Ort als Teil der persönlichen Identität.

Entsprechend gibt es auch drei Perspektiven auf eine konkrete lokale Identität: Die Strukturdaten geben Auskunft über Lage, Highlights und Versorgungsgrad, soziale Indikatoren messen die Qualität des Zusammenlebens und der Zugehörigkeit, und in Befragungen offenbaren die Einwohner ihre Verbundenheit und persönliche Identifikation.

Letztere fällt in Nordrhein-Westfalen nach einer Befragung von YouGov im Juli 2025 unterdurchschnittlich aus: Nur 63 % der Befragten in NRW geben an, sich eher oder stark mit dem unmittelbaren Wohnort verbunden zu fühlen – deutlich weniger als in Hamburg (82 %) oder in Brandenburg (79 %).

Dabei ist eine ausgeprägte Place Identity mit Vorteilen verbunden: Studien belegen positive Wirkungen auf die Gesundheit und Resilienz, was im urbanen Raum unter dem Stichwort „Gesunde Stadt“ ein Handlungsmotiv geworden ist. Und die Bedeutsamkeit, die einem Ort von den Einwohnern zugeschrieben wird, fördert Engagement – ein wesentlicher Teil des örtlichen Sozialkapitals. Bedeutung kann ein Ort auch von außerhalb erhalten – als Image eines Ortes. Das wiederum wirkt sich auf wirtschaftliche Standortentscheidungen und Tourismus aus.

Seit einigen Jahren steht die lokale Identität im Rahmen der Heimatförderung auf der politischen Agenda. Viele Einzelmaßnahmen zeigen das Interesse und die Kreativität bei der Entwicklung und Umsetzung. Doch da scheint etwas zu fehlen in NRW.

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